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FAQ

Frequently asked questions
Häufig gestellte Fragen

An dieser Stelle möchten wir einige Fragen beantworten, die uns immer wieder gestellt werden, sei es von Kunden, sei es von sonstig interessierten Zeitgenossen.

Diese FAQ-Sammlung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sollten wir ein für Sie wesentliches Thema nicht berücksichtigt haben, teilen Sie uns dies einfach mit. Zudem stehen wir Ihnen jeder Zeit für individuelle Anfragen zur Verfügung.

Zur besseren Übersichtlichkeit haben wir diesen FAQ-Bereich in drei Themenbereiche unterteilt:

  1. Fragen zur Brailleschrift
  2. Fragen zur Produktion von Brailleschrift
  3. Fragen zum Thema Lesen

Fragen zur Brailleschrift

Q: Wie funktioniert Brailleschrift?

A: Die Blindenschrift (nach ihrem Erfinder Louis Braille auch Brailleschrift genannt) beruht in ihrer ursprünglichen Form auf sechs Punkten (zwei in der Horizontalen, drei in der Vertikalen). Damit lassen sich 64 verschiedene Zeichenkombinationen erzeugen, was für die Darstellung der Buchstaben und sprachspezifischen Sonderzeichen wie Umlaute oder Accentzeichen lange Zeit ausreichend war.

Mit dem Siegeszug der Computer hat sich auch die Brailleschrift auf acht Punkte erweitert (Punkte sieben und acht der letzten horizontalen Punktreihe). Damit lassen sich nunmehr 256 Zeichen auf einer elektronisch gesteuerten Braillezeile darstellen, was Flexibilität und Darstellungsmöglichkeiten enorm erhöht.

Jedoch wird auf Papier Gedrucktes in den aller meisten Fällen nachwievor im klassischen 6-Punkte-Literaturbraille dargestellt.

Q: Wie Umfangreich ist Brailleschrift?

A: Das Verhältnis von Schwarz- (also gedruckter Normalschrift) zur Brailleschrift beträgt in etwa eins zu drei. Daher ist ein Buch in Brailleschrift in etwa dreimal so umfangreich, bzw. es hat drei Bände anstatt einem.

Dieser enorme Platzbedarf hatte die Entwicklung verkürzter Brailleschriftarten in verschiedenen Sprachen zur Folge, z.B. in Deutsch, Englisch oder Französisch. Die Entwicklung derartiger verkürzter Schriften hängt jedoch auch von gesellschaftspolitischen und bildungspolitischen Faktoren ab und ist nicht in allen Ländern zu beobachten.

Q: Wie normiert bzw. variabel ist Brailleschrift?

A: Was Schriftgröße, Punkthöhe und -abstand sowie Zeilenabstände anbelangt, ist Brailleschrift streng normiert und daher weit weniger variabel als Schwarzschrift. Der Hauptgrund dafür ist die optimale Lesbarkeit.

In unseren Breiten wird die folgende Norm verwendet:
Marburg Medium

  • Punktdurchmesser: ca. 1,5 mm
  • Punktabstand innerhalb eines Zeichens: 2,3 - 3 mm
  • Punkthöhe (im Zentrum): 0,5 - 0,8 mm
  • Zeichenabstand (horizontal): 5,7 - 7,5 mm
  • Zeilenabstand: durch Auslassung einer Punktreihe

Auch was das verwendete Papier anbelangt, gibt es Vorgaben und Normen, die eine gute Lesbarkeit garantieren. Üblicherweise wird eine Papierstärke von 120 bis 180 Gramm verwendet. Jedoch werden auch Kartons bedruckt, vor allem um Verpackungen (hauptsächlich von Medikamenten) zu kennzeichnen.

Als Ergänzung sei hier noch auf die Plattform www.braille.ch hingewiesen. Diese bietet ein sehr umfangreiches Informationsangebot zu allen Fragen rund um die Brailleschrift und allen nur erdenklichen Spezialschriften, z.B. Mathematikschrift oder Notenschrift.

Fragen zur Produktion von Brailleschrift

Q: Welches ist die einfachste Methode, um Brailleschrift herzustellen?

A: Am einfachsten, traditionellsten und wohl auch am kostengünstigsten lässt sich Brailleschrift mittels Schreibtafel und Schreibgriffel herstellen. Hiezu wird ein Blatt Papier in einen Raster eingespannt und die einzelnen Punkte werden mit einem Metallstift (Griffel) in das Papier gedrückt. Dabei ist zu bedenken, dass von rechts nach links geschrieben werden muss, da die Punkte von oben nach unten in das Papier gedrückt werden. Erst nach dem Umdrehen des Blattes sind die Punkte in erhabener Form lesbar.

Klingt abenteuerlich altmodisch; jedoch haben sich die früheren Generationen von blinden Schülern dieser Methode bedient und bestimmt oft eine Handgelenk schonendere Art zu schreiben herbeigesehnt.

Tafel und Griffel erfreuen sich nachwievor beträchtlicher Beliebtheit, vor allem für kurze Notizen oder zum Beschriften. Sie gehören zu den klassischen Schreibutensilien und auch in unserem Hilfsmittelverkauf bieten wir diverse Formate an.

Übrigens, auch wir bedienen uns dieser traditionellen Methode, nämlich zur Beschriftung von Buchrücken.

Eine weitere Möglichkeit, mechanisch Brailleschrift zu produzieren, ist die Verwendung von Schreibmaschinen. In den aller meisten Fällen lässt sich mit diesen 6-Punkte-Braille herstellen.

Q: Wie funktioniert die Brailleproduktion im professionellen Bereich?

A: Sehr hochwertiger und haltbarer Brailledruck lässt sich mittels Tiegelpresse-Verfahren erzeugen. Hierzu wird der Punktschrifttext auf Metallplatten gedruckt und diese in eine Tiegelpresse (gleicht einem überdimensionalen Toaster) eingespannt. Zwischen die Platten wird Papier eingelegt und das Ganze wird mit großem Druck zusammengeklappt, wodurch sich die Punkte auf das Papier drücken.

Eine weitere professionelle Produktionsmethode ist die Verwendung von Schnelldruckern. In jedem Fall können die Blätter auf beiden Seiten bedruckt werden, - ganz leicht versetzt, damit es gut lesbar ist.

Q: Welche Rolle spielen Computer und moderne Technologien bei der Brailleschriftproduktion?

A: ... Eine Entscheidende, natürlich. Die Zeit des Diktierens und Abschreibens ist vorbei. Unsere Auftraggeber liefern digitale Texte, die wir mittels Übertragungs- und Layoutprogrammen (wir verwenden die HBS-Programmkette) in die gewünschte Form bringen und dann ausdrucken. Danach wird aus dem Ausdruck eine geheftete Zeitschrift, ein gebundenes Buch oder ein geringtes Skript.

Fragen zum Thema Lesen

Q: Inwieweit verändern Computer und moderne Technologien das Lesen von Brailleschrift?

A: Dass die Brailleschrift nunmehr auf acht Punkte (Computerbraille) erweitert worden ist, haben wir bereits erwähnt. Zudem hat das Papier nunmehr elektronische Konkurrenz in Form diverser Braillezeilen bekommen. Diese zeigen jeweils einen Ausschnitt des Bildschirmes an, von 18 bis zu 80 Zeichen.

Doch Computer bzw. Smartphones sind keineswegs stumm. Sie lassen sich mit Programmen ausstatten, die den Bildschirminhalt mittels Sprachausgabe hörbar, mittels Braillezeile lesbar und mittels Vergrößerung für sehbehinderte Menschen besser lesbar machen. Es sind vor allem diese neuen akustischen Möglichkeiten, die dem guten alten Papier und den schweren Büchern gewaltige Konkurrenz machen. "Mit den Ohren lesen" geht einfach schneller.

Q: Ist es nach wie vor sinnvoll, die Brailleschrift zu erlernen und zu nutzen?

A: Die Bedeutung der Brailleschrift, vor allem in gedruckter Form, ist einem starken Veränderungsprozess unterworfen. Es ist bestimmt nicht notwendig, jeden Text auf Papier zu verewigen. Doch in Fällen, in denen das Schriftbild für das Verständnis eines Textes wesentlich ist, z.B. Tabellen, ist ein Ausdruck auf Papier sehr hilfreich. Deswegen spielt das Layout eine ganz wesentliche Rolle. Eine gedruckte Seite bietet mehr räumliche Erfassungsmöglichkeiten als eine Braillezeile, die lediglich eine lineare Darstellung erlaubt.

Lesen bedeutet immer auch verstehen; und Verstehen ermöglicht die Teilnahme an gesellschaftlichen Prozessen. Wir sind davon überzeugt, dass der Verzicht auf aktive Schriftlichkeit sowohl für den Einzelnen als auch für blinde Menschen insgesamt fatale Folgen hätte.

Q: Was ist die Schriftbarriere?

A: Früher war klar, was das ist: die Blinden schreiben in Brailleschrift und die Sehenden in Schwarzschrift. Eine schriftliche Verständigung war in den meisten Fällen einfach nicht gegeben, ebenso wenig wie die gegenseitige Lesbarkeit. Moderne Technologien haben dies radikal verändert und die Schriftbarriere niedergerissen. Eine E-Mail, ein Zeitungsartikel im Internet, ein Eintrag in einem sozialen Netzwerk; - alles, was ein Text ist, kann gelesen bzw. gehört werden. Selbst gedruckte Texte lassen sich mittels Scanner und Texterkennungs-Software in den Computer übertragen und so lesbar machen.

Die damit einhergehende Vielfalt der Lektüre und der Kommunikation scheinen kaum noch Grenzen zu kennen. Sicher, nicht jeder Webauftritt ist gut lesbar oder leicht verständlich; und nicht jedes Format ist lesbar, vor allem im Bereich der digitalen Bücher (eBooks und ePaper). Auch unsere Arbeit ist dadurch einem steten Wandel unterworfen; weg vom klassischen Buch in Brailleschrift , hin zu Beratung, zu Sonderformaten wie Beschriftungen (z.B. im öffentlichen Raum). Das Thema Zugänglichkeit ist enorm wichtig geworden, sei es im Internet, sei es bei der Bewältigung ganz alltäglicher Aufgaben wie das Beheben von Geld bei einem Bankomaten.

Noch Fragen: Kontaktieren Sie uns; wir sind gerne für Sie da:

Beate Hattinger
Tel.: 01/7280866-701
E-Mail: beate.hattinger@bbi.at

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