Der Labyrinthaufbau fand am Vortag mit Hilfe von Herrn Manfred Lima (Gärtner der Schule), den Co-Leiterinnen Eveline Weiss, Erika Schafellner sowie des Schülers Patrik und mir, Ilse M. Seifried (Initiatorin des Projektes) auf der Fußballwiese statt.
Es wurde nicht die Labyrinthstruktur sondern der Weg (Ariadnefaden) eckig gesteckt.
Als beste Aufbauvariante stellte sich heraus, von innen heraus die Stöcke zu setzen und die Schnur zu spannen – was ca. 30 Minuten benötigt. Das Ausmaß betrug ca. 17 m x 16 m, Weglänge 246 m
Das Material: 38 Kunststoffpfähle der Firma Kerbl
Für den Handlauf wurden 1,5 Wollpackungen á 155m – Wolle mit weichen Pompons der Firma Regia – verwendet.
Die Wettergöttin war dem Experiment gewogen und so wurde dieser kühle aber trockene Nachmittag für alle ein besonderes Erlebnis.
Die mutigen und experimentierfreudigen TeilnehmerInnen waren Hr. Hyden, Fr. Markovic, Fr. Kotinsky
Schülerinnen und Schüler der Schule: Corina, Anita, Angela, Katharina, Amila
Fr. Wilhelm, Frau Ettl – Mobilitätstrainerin an der Schule, Herr Prof. Mag. Schmid – (blinder) Lehrer an der Schule
Ermöglicht wurde dieses Pilotprojekt erst durch die großzügige Unterstützung der Firma Kerbl, die die Weidenstecken kostenlos zur Verfügung stellte.
1. Begrüßung und Vorstellungsrunde
2. Vermittlung des geplanten Ablaufs und der Zeitstruktur von 3 Stunden
3. Einführung ins Thema
4. Einführung in die Labyrinthbegehung
5. Labyrinth-Erfahrungen (Holz, Stoff, Wiese) und Erfahrungsaustausch in Kleingruppe
6. Erfahrungsaustausch, Analyse u. Resümee in der Großgruppe
7. TeilnehmerInnen erhalten Skript - Dank und Verabschiedung
Der Ariadnefaden (Weg durch die Labyrinth-Struktur) pendelt zum Zentrum und wieder weg sowie nach links und rechts.
Der Wegrhythmus ist folgender:
Der Weg ins Labyrinth führt direkt in den 3. Gang, weiter
raus in den 2.
und weiter raus in den 1. Gang (den äußersten und längsten) dann
rein in den 4.
rein in den 7.
raus in den 6.
raus in den 5. Gang und
rein ins Zentrum
Das Zentrum ist der Umkehrpunkt für den Weg hinaus.
Der Weg wurde von jeweils 2 bzw. 3 Personen gegangen, sodass es auch zu Begegnungen kam.
Die TeilnehmerInnen antworteten auf die Frage:
1. Wie fühlen Sie sich? alle positiv. Beispiele:
Die TeilnehmerInnen antworteten auf die Frage:
2. Was haben Sie erlebt? Beispiele:
Die TeilnehmerInnen antworteten auf die Frage:
3. Was war angenehm / positiv? Beispiele:
Die TeilnehmerInnen antworteten auf die Frage
4. Was hat Sie gestört / war irritierend? durchgehend mit Nichts. Beispiele:
Weitere Aussagen
Frau Direktor Alteneder ließ das Labyrinth noch weiter für alle anderen SchülerInnen stehen, damit auch diese Erfahrungen machen können. Sie plant – aufgrund der Zustimmung durch SchülerInnen und LehrerInnen der Schule - ein permanentes Labyrinth aufzustellen.
Das Material ist in der Schule gelagert und steht jederzeit allen weiteren Labyrinthprojekten für Blinde zu Verfügung.
Es lässt sich zusammenfassen, dass das Labyrinth-Pilotprojekt sehr gut angenommen wurde. Das Labyrinth hat ein besonders großes Entspannungs- bzw. Mediationspotential für Menschen.
Das Thema wurde aufgegriffen und wird fortgeführt.
Ilse M Seifried
www.das-labyrinth.at
Das Standardwerk zum Thema ist Labyrinthe- Erscheinungsformen und Deutungen – 5000 Jahre Gegenwart eines Urbilds (Prestel Verlag 1982) von Hermann Kern. Es ist die erste wissenschaftliche Arbeit, die zwischen Spiralen, Mäander, labyrinth-ähnliche Formen und dem Labyrinths selbst, das im Laufe der Geschichte Veränderungen in Gestalt und an Bedeutung erfuhr, differenziert.
Die beiden ältesten und sicher datierbaren archäologischen Funde sind jene beiden von ca. 1200 v.u.Z. aus Pylos (GR) bzw. Tell Rifaàt (Syrien).
Es gibt Felsritzungen bzw. Zeichnungen in Höhlen auf Sardinien, in Val Camonica (I) und Pontevedra (ES), die ebenfalls aus dieser Zeit stammen dürften bzw. etwas jünger sind.
Noch wissen wir nicht, wo und warum das Labyrinth tatsächlich als Struktur erstmals entstanden ist.
Noch wissen wir nicht, wie es, wenn es benützt wurde, benützt wurde bzw. welchem Zweck es diente, wenn es einem Zweck gedient hat.
Bisher wurden keine Gebäude in Labyrinthform gefunden, obgleich diese Vorstellung seit Jahrhunderten in vielen Köpfen spukte.
Ab ca. 400 v.u.Z. ist die Labyrinth-Struktur auf griechischen Münzen, die auf Kreta hergestellt wurden, geprägt. Als Grafitti findet es sich 79 n.u.Z. in Pompej an einem Türstock mit der Inschrift: Hier wohnt Minotaurus und erstmals mit dem Wort Labyrinth.
Ob das Labyrinth an einem Ort seinen Ursprung hat, ob es unabhängig voneinander an verschiedenen Orten kreiert wurde, ist nicht belegbar. D.h. die grundsätzlichen Fragen sind alle noch offen.
Das Wort labyrinthos ist ein vorgriechisches und weiters kein kretisches Wort. inthos weist auf eine Ortsbezeichnung hin, labrys ist ein klein-asiatisches Wort und wurde oft mit Doppelaxt übersetzt. Gesichert ist, daß dieses Wort auf Kreta nicht für die Doppelaxt (die die ab- und zunehmenden Mondsicheln darstellen dürfte) verwendet worden ist.
Eine Möglichkeit, sich dem Wort etymologisch zu nähern, ist, in ihm einen ganzen nordwestsemitischen Satz zu hören. Obwohl dafür literarische Beweise fehlen, schlägt Dürr eine Deutung vor, die er probeweise mit altphönizischen Buchstaben geschrieben hat und die lautet: Auf die Mitte weise den Umherirrenden hin!
Grammatikalisch handelt es sich dabei um einen Imperativ, der an eine Frau oder Göttin gerichtet ist. Mitte steht auch für Herz bzw. Zentrum des geistig-seelischen Lebens. Inhaltlich passt der Text zur Form.
Aus der Struktur des Labyrinths entwickelte sich der Irrgarten. Dieser ist charakterisiert durch die Weggabelungen, d.h. Entscheidungen müssen für ein Vorangehen getroffen werden: gehe ich links oder gehe ich rechts?
Ab 1420 werden Irrgärten gezeichnet und angelegt. Es ist die Zeit, da sich die Menschen von der religiösen Gebundenheit emanzipieren. Wahlmöglichkeiten aufgrund von Mündigkeit und Eigenverantwortung sind die Basis. Der Irrgarten wird damit zum Symbol einer Welt, in der sich der Mensch verlieren kann bzw. verliert.
Die älteste bekannte Darstellung eines Irrgartens stammt aus dem Notizbuch des venezianischen Arztes Giovanni Fontana.
Das Labyrinth lädt dich ein, seinen Weg zu gehen, der keine Weggabelungen kennt. Wenn du nicht aufgibst, gelangst du ins Zentrum.
Der Irrgarten zwingt dich immer wieder, dich zu entscheiden, welchen Weg du weitergehen möchtest. Du musst eine Wahl treffen.
Dem Labyrinth im eigentlichen Sinn liegen folgende Kriterien des Formprinzips zugrunde:
Mit dem griechischen Mythos von Ariadne und Theseus sind der rote Faden und das Labyrinth bis heute nicht vergessen. In diesem Mythos wird von einem Labyrinth gesprochen, das aber als Irrgarten beschrieben wird, durch den Theseus nur mit Hilfe des Ariadnefadens herausfindet. Mit der griechischen Kultur findet also diese Vermischung von Irrgarten und Labyrinth (wie auch Werten und Inhalte des Matriarchats und des Patriarchats) statt, die bis heute nicht aufgearbeitet ist.
Und so sind Widerstände auch in der Wissenschaft zu finden, liebgewordene Mythen, wie den Begriff des kretischen Labyrinthes und auch seine Synonymsetzung mit dem Irrgarten aufzugeben.
H. Kern: Labyrinte, Prestel Verlag 1982
Ilse M. Seifried: Das Labyrinth - Die Kunst zu wandeln, Haymon 2002
Caerdroia, Englische Labyrinthzeitschrift
Candolini Gernot, Labyrinthe, Pattloch 1999
Jaskolski Helmut, Das Labyrinth, Kreuz Verlag 1994
Kraft John, Die Göttin im Labyrinth, edition amalia 1997
Lonegren Sig, Labyrinths, ancient myths & modern uses, Gothic Image 1996
Riebe Brigitte, Im Palast der blauen Delphine, Piper 1994
Websites (mit weiterführenden Links)
www.das-labyrinth.at
www.begehbare-labyrinthe.de
www.labyrinthos.net/
www.labyrinth-project.ch/index.html
www.labyrinthsociety.org/
www.mymaze.de