Beim Computer-Camp in Stubenberg lernen blinde und sehbehinderte Kinder, wie sie den Rechner am besten für ihre Bedürfnisse nutzen. Dazu will man ihnen mehr Selbstständigkeit vermitteln. Von Thomas Pilch
Routiniert lässt Jonas aus Stainz seine Fingerkuppen über die Braille-Zeile vor seiner Computertastatur gleiten. Die erhabenen Punkte und die Sprachausgabe an seinem Rechner helfen dem Zwölfjährigen bei der Navigation durch das Internet. Jonas kann nämlich nicht sehen.
Gemeinsam mit 22 Kindern von neun bis 14 Jahren aus ganz Österreich besucht der Bub dieser Tage das Computer-Camp (OCC) im Gästehaus des Blinden- und Sehbehindertenverbandes in Stubenberg am See. Hier lernen die Teilnehmer in Kleingruppen, wie man mit dem Computer und Braille-Zeilen am besten umgeht.
Oft seien schlicht Einstellungen, wie Kontrast oder Zoomfaktor, nicht korrekt an die individuellen Bedürfnisse angepasst, sagt Walter Rainwald, ehrenamtlicher Leiter des OCC. „Wir zeigen, was man alles einstellen kann.“ Denn nur wer den Computer als Werkzeug beherrsche, könne sich in der Schule voll auf die Lehrinhalte konzentrieren. Daher lege man großen Wert darauf, dass die Kinder ihre eigenen Computer zum Camp mitbringen, ergänzt Technik-Betreuer Marvin Kemmler.
Einer der sieben Trainer im Camp ist Erich Schmid. Er ist selbst blind und übt mit seiner vierköpfigen Gruppe gerade eine spezielle Kurzschrift. „Die Digitalisierung mit ihren Bildungs- und Vernetzungsmöglichkeiten ist für uns die größte Revolution seit der Erfindung des Buchdrucks“, sagt er. Während er spricht, stupst ihn die kleine Emma an. „Mein Artikel für die Camp-Zeitschrift ist fertig“, sagt sie und hält ihm einen USB-Stick unter die Nase. Die Zeitschrift wird am letzten Tag ausgedruckt und auch im Netz publiziert.
Beim Camp geht es freilich nicht nur um die Vermittlung von Wissen. Man versuche, Kinder miteinander zu vernetzen und sie außerhalb ihrer Familien ein Stück Selbstständigkeit spüren zu lassen, sagt Freizeitpädagogin Andrea Petz. Miteinander in Kontakt kommen aber auch die betroffenen Eltern.
Das Camp findet seit 1999 ein Mal im Jahr an wechselnden Orten in Österreich statt. Eine Herausforderung sei stets die Finanzierung, seufzt Rainwald. „Wir sind auf Spenden und Förderungen angewiesen. Einmal stand das Camp schon auf der Kippe.